Online-Karte: Orte jüdischer Geschichte in Bad Liebenstein

Im Rahmen unseres Projekts „Jüdisches Leben in Bad Liebenstein – Eine Spurensuche“ ist in den letzten Wochene eine Online-Karte entstanden, die zu verschiedenen Orten der jüdischen Geschichte Bad Liebensteins (blaue Punkte) und zu Stätten der Zwangsarbeit während des Nationalsozialismus (rote Punkte) führt. Hintergrundinformationen sowie Bilder und weiterführende Links lassen sich per Klick auf die einzelnen Stationen aufrufen. Die Karte befindet sich noch im Aufbau und wird fortwährend ergänzt.

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An das einst lebendige Wirken und an die Geschichte der jüdischen Einwohner Bad Liebenstein erinnert heute im öffentlichen Raum der Kurstadt nichts mehr. Ihre Spuren sind verschwunden und die individuellen Schicksale dem kollektiven Vergessen anheimgefallen. Dabei lebten jüdische Familien vermutlich bereits seit dem 17. Jahrhundert im Altensteiner Oberland, wie die Holocaustüberlebende und ehemalige Bad Liebensteinerin Margot Merin 1997 in einem Interview berichtete.

In der Nachbargemeinde Barchfeld ist eine jüdische Gemeinde bereits seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar und ein jüdischer Friedhof noch heute erhalten. Auch in Bad Liebenstein und Umgebung gab es bis in die 1930er Jahre einen jüdischen Bevölkerungsteil und mit der Synagoge in Barchfeld eine aktive jüdische Religionsgemeinschaft in der Region.

Aus der Gegenwartsperspektive betrachtet, waren die Orte jüdischen Lebens und Wirkens für eine kleine Gemeinde wie Bad Liebenstein einst sehr vielfältig. Es gab u.a. nicht nur ein streng koscher geführtes Restaurant nebst dazugehöriger Pension, sondern auch ein von der Familie Liebenstein geführtes Kaufhaus und einen jüdischen Familienfriedhof an der Bahntrasse zwischen Bad Liebenstein und Steinbach.

Mit der antisemitischen Verfolgungspolitik der Nationalsozialisten wurde auch hier das jüdische Leben nahezu vollständig zerstört. In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 überfielen und verwüsteten SA-Männer auch in Bad Liebenstein die Geschäftsräume und Privatwohnungen von Jüdinnen und Juden, die in der Folgezeit entweder zur Zwangsarbeit, in die Emigration und oder in den Selbstmord gezwungen wurden. Einige fanden in Gefangenschaft einen gewaltsamen Tod.

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Familie Max Liebenstein

von Wolfgang Malek

Max Liebenstein und seine Frau Antonie im Garten von Elise Kaiser – Rohstr. 9 in Bad Liebenstein

Max Liebenstein wurde am 02.02.1877 in Bad Liebenstein geboren. Sein Vater Josef Bärenz Liebenstein war ein angesehener Kaufmann, der u.a. Gründungsmitglied des MGV Sängerkranz war. Seine Mutter hieß Marianne Levi. Max hatte zehn Geschwister. Von ihnen wanderte Albert 1897 nach Deutsch Südwest-Afrika aus und starb 1962 in einem Altersheim in Südafrika. Max heiratete am 20.Juni 1910 in Wolfhagen Antonie Katzenberg, die dort 1883 geboren wurde. Die Liebensteins hatten im sogenannten Judenhaus gewohnt, aus dem später der „Thüringer Hof“ wurde.

Direkt gegenüber errichteten sie in der Aschenbergstr. 2 ein Kaufhaus, das von Max Liebenstein übernommen wurde. Kerstin und Bernd Schubert aus Bairoda ist bei Renovierungsarbeiten in ihrem Haus ein altes Prospekt in die Hände gefallen und sie haben den Heimatfreunden freundlicherweise davon eine Kopie zur Verfügung gestellt. Im Angebot fanden sich Konfektionen für Herren, Damen und Kinder; Schuhe und Stiefel sowie Teppiche, Herrenhüte, Mützen und Badeartikel – Damen-Blusen, Röcke, Schürzen, Schirme, Stöcke und Rucksäcke.

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